Montag, 13. Oktober 2014

Kakadu National Park-Nördlicher Teil

Die letzten beiden Tage befanden wir uns auf den Spuren der Aborigines . Unser erster Trail führte uns durch den Regenwald. Am Anfang des Trails machten uns Warnschilder darauf aufmerksam, dass Krokodile und Büffel nah am Wegesrand gesichtet wurden. Höchste Vorsicht ist also geboten. Ein weiteres Schild erinnerte uns daran, genügend Trinkwasser mit uns zu führen und erklärte ausführlich, welche die ersten Anzeichen für Dehydrierung sind und was in solch einem eintretenden Fall zu tun sei. Einem anderen Schild konnten wir entnehmen, dass der hier ebenfalls abgehende 12Km lange Rundwanderweg aufgrund der Hitze bereits geschlossen sei. Nun waren wir ausreichend vorgewarnt und gut vorbereitet. Auf gehts! Dankenswerterweise wurde der Weg hier im Regenwald größtenteils von hohen Palmen beschattet. An einer bestimmten Stelle trennten sich Chris' und mein Weg, denn vor uns lag ein Stück Weg, dessen Zutritt laut Aborigine-Kultur nur den Frauen gewährt wird. Auf der 200 m langen Strecke, welche Männern -egal ob Aborigine oder nicht- verwehrt bleibt, steht nämlich ein Feigenbaum, der einer überlieferten Sage zufolge heilige Stätte der Aborigine-Frauen ist. Nach 200m mystischer Aborigine-Regenwaldkultur traf ich Chris wieder auf dem Hauptweg, welcher direkt am East Alligator River entlang führte. Tatsächlich entdeckten wir auch einige Krokodile im Wasser direkt neben uns schwimmen oder auf den Sandbänken dösen.

Als nächstes schauten wir uns die Felsmalereien des Nourlangie Rocks und des Ubirr Rocks an. Die Malereien sind teilweise über 20.000 Jahre alt und zeigen verschiedene Ausschnitte des Aborigine-Alltags. Errungenschaften der Jagd, wie etwa Fische, Schlangen, Kängurus. Kämpfe mit Krokodilen, Bildnisse böser Geister. Das Zelebrieren fröhlicher Anlässe durch Tanzen. Die Aborigines hielten malerisch fest, worauf sie stolz waren; besondere Ereignisse, Gefühle, Naturkatastrophen, um ihre Kultur, ihre Geschichte an die nächste Generation weiterzugeben. Die Aborigine-Kultur ist die älteste und beständigste der Welt. Genau aus diesem Grund; weil sie ihr Wissen über Mensch, Natur und Tier seit über 50.000 Jahren von Generation zu Generation weitergeben. Nichts, aber auch wirklich rein gar nichts hätte sich für sie geändert, hätten die Europäer nicht vor rund 200 Jahren ihr Land eingenommen. Die Aborigines waren es nicht gewohnt, zu kämpfen. Ihnen kommt es eher auf Erfahrung, Geschick und Weisheit an als auf Macht, Einfluss und Geld. Als die Europäer, die zu der Zeit im Streitmodus waren,  wollte doch jedes Land sein Territorium ein Stück weit vergrößern - auch auf Kosten anderer, Australien entdeckten, war es ihnen ein Leichtes, die Ureinwohner zu unterdrücken und sich zu nehmen, was sie wollten. Vollkommen überrumpelt wurden die Aborigines mit der neuen, modernen Kultur der Weißen, welche die Bodenschätze ihres Landes raubten und die Natur, welche sie so sehr gepflegt hatten. achtlos zerstörten. Die Aborigines standen den Plänen der Weißen eindeutig im Wege. Hierfür musste eine Lösung gefunden werden. Von Zwangsarbeit, Verschleppung, Völkermord und Ausgrenzung ist die Rede. Irgendwann war es dann sogar soweit, dass die Aborigines in ihrem eigenen Land "die Fremden" waren und keinerlei Rechte hatten. Sie galten als Abschaum. Man nahm ihnen ihr natürliches Umfeld, stampfte vermutlich dort eine Miene aus dem Boden, wo ihr Stamm seit10.000en von Jahren hauste, ließ sie dann zu Hungerlöhnen darin schufften und verwehrte ihnen den Zutritt zu den Städten und damit jegliche Art von sozialer Interaktion. Von der "gestohlenen Generation" ist oft die Rede, wenn an die systematischen Kindesentführungen gedacht wird, welche bis 1960 stattfanden. Rund 10O.000 Mischlingskinder (Mutter schwarz, Vater weiß) wuchsen getrennt von ihrer Eltern auf, weil man sie ihnen wegnahm und entwurzelte. Man wollte das Gute, das Weiße in ihnen fördern und das Böse, das Schwarze austreiben. So sollte die Bevölkerung sich reinigen und die Aborigine-Kultur aussterben. Erst 2008 erkannte Australien offiziell an, dass dieses Verfahren von damals falsch und fehlerhaft war. Was ist das Ergebnis der Demütigungn, Ausbeutungen und Verleugnungen? Die Geschehnisse der Vergangenheit haben eine tiefe Kluft zwischen Weiß und Schwarz hinterlassen. Bis zum heutigen Tag ist es nicht geschafft worden, die Aborigines erfolgreich mit den Weißen zu vereinen, sie zu integrieren. Die Folgen sind Frustration aufgrund von Perspektivlosigkeit - vor allem unter den Jugendlichen. In den letzten Jahren flüchteten sich mehr und mehr verzweifelt in Drogen- und Alkoholmissbrauch, was die Kriminalitätsrate in vielen Aborigine-Gegenden ansteigen ließ. In vielen Gemeinden wurden daher die Alkoholgesetze extrem verschärft. Verkauft wird Alkohol nur in Maßen und nur in ausgezeichneten "Bottleshops", welche oft erst ab 14 Uhr öffnen. In normalen Supermärkten oder Tankstellen wird kein Alkohol verkauft. Getrunken werden darf der Alkohol nur an ausgewiesenen Plätzen. Als wir uns in Jabira, dem Mienenstädtchen des Kakadu Parks einen Campingplatz suchten, erhielten wir beim Einchecken bspw. eine "Alcohol Card", mit der wir dann befugt waren,  Alkohol zu kaufen. Ein weiterer Hinweis auf die Situation ist, dass im gesamten Park an den Tankstellen nur Opal verkauft wurde, kein normales Benzin. Opal fehlt im Endeffekt ein bestimmter Stoff, der bei normalem Benzin enthalten ist und die jüngere Aborigine- Generationen zum "Schnüffeln" verführen könnte. Es wird sehr darauf geachtet, den Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit nicht zu verherrlichen. Alkohol-TV-Werbungen etc. gibt es nicht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt.

Die Abendstunden verbrachten wir auf dem Gipfel des Ubirr-Rocks, von wo aus wir einen herrlichen Panoramarundblick über die angrenzenden Wetlands hatten. Ein ausgezeichneter Spot für alle Sonnenanbeter :) Wer genug Zeit eingeplant hat, sollte sich auf keinen Fall den Sonnenuntergang entgehen lassen. Nachdem die Sonne untergegangen war, nutzten wir das letzte bisschen Tageslicht, um schnell einen Campground zu finden. Sogar mit fließendem Wasser. Purer Luxus : ) Zwar ohne Elektrizität, aber was solls, dann duscht man halt mal ohne Licht. Im Dunkeln seh ich wenigstens nicht, welches Getier mit mir die Dusche teilt ;) Heute Nacht hörten wir wieder die Dingos heulen, bereit zur Jagd. Mit Einbruch der Dunkelheit gehts für sie auf Nahrungssuche.

Am nächsten Morgen wurden wir von 9 Kakadus geweckt, die direkt über unseren Köpfen in den Baumwipfeln fröhlich vor sich hin schnatterten.  Anschließend besichtigten wir ein riesiges Wasserloch, welches von unglaublich vielen Zugvögeln auf ihrer Reise heimgesucht wird. Eine Infotafel am Wegrand ließ uns wissen, dass diese Wetlands deshalb von vielen unterschiedlichen Nationen geschützt werden . Um den Vögeln hier Ruhe und Schutz zu bieten, ist das Areal zur jagdfreien Zone erklärt worden.

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