Donnerstag, 16. Oktober 2014

Chapter 1: West Coast - Resumé

32 Tage lang haben Chris und ich nun die Westküste bereist. Von Perth bis nach Darwin. 6000 Kilometer haben wir zusammen mit unserem 4 WD auf Australiens Straßen, Highways, Alleen und Offroadpisten zurückgelegt. Unzählige Stunden haben wir im Auto verbracht. Bei Tag. Weniger bei Nacht. Die traurige Bilanz: Man könnte fast behaupten, dass wir dabei insgesamt mehr tote Kängurus am Straßenrand als lebendige in freier Natur gesehen haben.

Nachdem ich in Hongkong erlebt hatte wie es ist, wenn eine Stadt viel zu wenig Platz für viel zu viele Menschen hat, konnte ich nun Zeuge davon sein, wie es sich mit dem Gegenteil verhält. Australien ist so gigantisch groß für seine kleine Zahl an Anwohnern. Zum Vergleich: Australien entspricht in etwa der Fläche Europas und hat nur 20 Millionen Einwohner (Deutschland hat 80Mio.). 2,5 Millionen Australier wohnen in Westaustralien. Und davon allein 1,7 in Perth.  Vielleicht gibt euch dieser Vergleich eine Vorstellung davon, wie "leer" der Rest West Australiens sein muss. Ansonsten wäre es wohl kaum möglich, dass es auf 400 Kilometern Entfernung nichts, also wirklich rein gar nichts gibt, nicht mal eine Tankstelle. Könnt ihr euch das vorstellen? Während 400 Kilometern auf deutschen Straßen kommt man an mindestens zwei Großstädten, 15 Kleinstädten, 30 Tankstellen, einem Ikea, 5 2 McDonalds eto. vorbei. Man kann also sagen, dass die letzten vier Wochen eher ruhig und entspannt waren. Was zuletzt wohl auch daran liegt, dass die Westküste bei weitem nicht so touristisch ist wie die Ostküste. Die meisten, die nach Australien kommen wollen die Ostküste bereisen. Aber Westaustralien bot mir eben genau das, was ich wollte: Weite, Ferne, unberührte Natur, so wenig Touristik wie möglich, eine vielfältige Pflanzen-und Tierwelt, Unendlichkeit. Was es mir außerdem gab, waren 32 wundervolle Sonnenuntergänge und ebenso viele traumhafte, sternenklare Nächte weit weg von Lärm, Licht und Hektik, was große Städte meist an sich haben. Es ist verrückt, aber man freut sich fast schon ein bisschen über das vertraute Geräusch der Ampeln, wenn man dann nach 4 Wochen wieder Zivilisation erreicht. Echt Crazy, auf den 6000 Kilometern gab es quasi keine Ampeln, es ging immer geradeaus. Aufgrund der Weite und der Unerschlossenkeit westaustralischer Gebiete hätte ich diesen Trip nicht alleine unternehmen können. Umso froher bin ich, dass ich Chris gefunden habe. So hatte ich nicht nur eine tolle Reisebegleitung, sondern auch im Vorhinein jemanden, mit dem ich die Reiseroute detailliert planen konnte und vor allem jemanden, mit dem ich die VORFREUDE teilen konnte, was viel wert war.

Jetzt sitze ich im Flieger nach Alice Springs; 15OO Kilometer in zwei Stunden. Chris hatte vor zwei Stunden schon den Flieger zurück nach Deutschland genommen. Morgen Mittag wird er in Frankfurt landen, während mein Abenteuer sich hier weiter fortsetzt. Das Kapitel "Reisen mit Fremden" ist damit dann auch abgeschlossen. War definitiv eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Vor allem hat es mir gezeigt, dass es für die Verwirklichung seiner Träume keine Ausreden gibt. Hätte ich aufgegeben, nachdem sich aus Familien- und Freundeskreis niemand für die Westküste hat finden lassen, hätte ich sie nicht gesehen. Es gibt immer eine Lösung, man muss sie nur finden ;-) Außerdem bin ich jetzt unter die "Ärzte-Fans" gegangen. Danke dafür Chris :)

Immer wieder erstaunlich, wie schnell man neue Leute kennen lernt, wenn man alleine unterwegs ist. Nachdem Chris seinen Flieger genommen hat, lagen zwei Stunden Wartezeit im Cafe vor mir, bis auch mein Flieger ging. Kurze Zeit später sprach mich eine junge Frau an, ob an meinem Tisch noch ein Platz frei sei. Klar doch : ) Wir kamen ins Gespräch und quatschten so lange bis mein Flug zum Boarding aufgerufen wurde. So verging die Zeit wie im Nu. Sie kommt aus den Niederlanden und macht ein Jahr lang Work and Travel in Australien. Zur Zeit arbeitet sie als Fotografin in Brisbane. Unglaubliche Bilder macht sie-kreatives Köpfchen. Schnell tauschten wir noch unsere Kontaktdaten aus und verabschiedeten uns mit der Idee, dass ich sie im Dezember besuchen werde, wenn ich die Ostküste bereise. Kaum saß ich im Flieger kam ich mit der nächsten Frau ins Gespräch, etwa das Alter meiner Mutter. Wir haben uns lange unterhalten. Sie hat mir viel über ihr Leben und ihre Arbeit erzählt. Sie ist gebürtige Engländerin und arbeitet seit drei Jahren als Krankenschwester in einer sehr kleinen Stadt mitten in der Wüste, weit weg von allem. Sie sagte sie könne dort sehr gutes Geld verdienen, weil es ein Ort ist, an dem keiner leben möchte. Sogar die Wohnung wird ihr bezahlt. Sie erzählte mir, dass die meisten ihrer Patienten Aborigines seien und Alkohol ihnen große Probleme bereitet. Viele der Aborigines vertrauen immer noch mehr auf die Buschmedizin, als auf die moderne Medizin, weshalb ihre Sterbensrate vergleichsweise erschreckend hoch ist. Sie selbst hatte vor einiger Zeit für15 Jahre in Deutschland als Krankenschwester gearbeitet, hat dort ihre Ausbildung gemacht. Ihr Sohn wohnt sogar in Deutschland. Sie allerdings möchte nicht zurück, deutsch ist halt nicht ihre Muttersprache und dort fehle dann ein Stück Heimat, wie sie sagt. In Australien kann sie gutes Geld verdienen und so wird sie vorerst hier bleiben. Viele handhaben das so, kommen nach Australien, um zu arbeiten, um Geld zu verdienen und zu sparen. Irgendwann gehen sie dann wieder zurück. Vor allem körperliche Arbeiten wie in der Miene, auf der Baustelle etc. werden außerordentlich gut bezahlt, weil das Arbeiten sind, die bei der Hitze nicht sehr begehrt sind, aber trotzdem erledigt werden müssen. Bisher haben mir viele gesagt, dass in Alice Springs ein rauer Ton herrsche und es nicht empfehlenswert ist nachts auszugehen. Ich bin gespannt was mich erwartet.

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