Samstag, 18. Oktober 2014

Outback - Alice Springs



"It's a town where many people intend to stay only for a short while but somehow find it impossible to leave. What engages people is hard to identify; it could be the climate; the clean air, or the relaxed pace. It could be the red glow of the Ranges or the night full of a million stars." So heißt es in der Visitor Informationsbroschüre. Hier bin ich nun, in Alice Springs, "in the middle of nowhere", im roten Herzen Australiens, in der Wüste. Der Grund warum ich hier gelandet bin, ist die Nähe der Stadt zum Ayers Rock. Drei Nächte werde ich hier bleiben, Sonntag hole ich Ricarda und David vom Flughafen ab und dann geht es Richtung Abenteuer Outback. 

Donnerstag Abend landete ich also nach einem zwei Stunden langen Flug in Alice Springs. Mit dem Shuttle Bus ging es in die 20 Minuten entfernte Stadt, direkt zum Hostel :) Ich hatte einen Schlafraum für vier Frauen gebucht. Als ich das Zimmer betrat, waren schon drei Mädels drinnen, zwei Däninnen und eine Schweizerin. Sie kannten sich von der Uni in Melbourne, wo sie derzeit ein Auslandssemester absolvieren. Kaum hatte ich den Raum betreten, startete auch schon die Konversation. Das geht hier Ratzi Fatzi. Schnell hatten wir beschlossen, diesen Abend zusammen etwas Trinken zu gehen. Ich zog mich so an, wie ich es die letzten zwei Wochen im Norden immer getan hatte - auch abends. Shorts, T-hirt, Sandalen. Erst als die Mädels mich etwas entsetzt anschauten und fragten, ob ich mir nicht etwas Wärmeres anziehen wolle, realisierte ich, dass ich nun 1500km weiter südlich bin und es hier vielleicht doch etwas kälter werden könnte nachts. Doch lange Hose, geschlossene Schuhe und Strickjacke. Recht schnell war ich froh darüber, mich wie empfohlen wärmer angezogen zu haben. Wir hatten einen richtig netten Abend in einem Pub in der City. Haben über dieses und jenes geredet, vor allem über die unterschiedlichen Schulsysteme. Obwohl unsere Länder in Europa quasi wahbam sind, ist doch sehr vieles unterschiedlich. Habt ihr schon mal drüber nachgedacht, wie ihr "Kulturbeutel" übersetzen würdet? Uns ist aufgefallen, was für eine merkwürdige Namensgebung das doch eigentlich ist. Niemand würde mich verstehen, würde ich von "Culture bag" reden. Also umschreiben ;-) Das geht immer! 

Am nächsten Morgen standen die Mädels um 5 Uhr in der Früh auf, da sie zu ihrer Uluru-Tour abgeholt wurden. Juhu! Jetzt bin ich auch wach und nun? ... Dann los, nutze ich mal die Morgenstunden, um mir den Sonnenaufgang vom Anzac Hill aus anzuschauen. Grandios, wie die Sonne hinter dem Rücken der hohen Mac Donall Ranges empor steigt. Super, jetzt ist es immerhin 6:20 Uhr. Aber die Stadt schläft immer noch. Also zurück zum Hostel und rein in die Sportklamotten. Ich hatte keinen Plan, konnte schließlich auch keinen nach einer schönen Joggingstrecke fragen, da alle noch schliefen. Drum  es, einfach mal drauf los laufen und schauen wo ich lande. Mein Instinkt hat mich aber in die richtige Richtung gelenkt. Geradewegs auf eine bergige Dünenlandschaft hin. Hier wurden rund um die alte Telegraph Station Mountain Bike Tracks prepariert. Ich suchte mir einen der kürzeren Wege aus, welchen ich auch gut zu Fuß bewältigen konnte. Tolle Strecke - auch zum Laufen! Während des Frühstücks im Hostel lernte ich vier deutsche Work and Traveller kennen. Sie waren seit 6 Wochen unterwegs und hatten noch keinen Job gefunden. Da sie in Alice auch nicht fündig wurden, werden sie am nächsten Tag nach Cairns weiterfahren. Die günstigste, aber wohl mit auch anstrengendste Variante für sie ist es, im Auftrag einer Autovermietungsfirma, einen 6-Betten Camper innerhalb von 5 Tagen von Alice nach Cairns zu bringen. 

Den Rest des Tages saßen wir beisammen und plauderten über das Reisen, das Arbeiten und das Leben. Sobald sich jemand zu uns gesellte, der ausnahmsweise mal kein deutsch sprach, switchten wir aus Höflichkeit sofort auf Englisch um. Für den Abend hatte ich einen Sunset Kamelritt in die West MacDonald Ranges gebucht. Der Hinweg war nur gar nicht so einfach, wie zunächst angenommen. Um 17 Uhr sollte ich am Hostel abgeholt werden. Tatsächlich habe ich es geschafft, in den falschen Bus einzusteigen. Dieser sollte zu einer Kängurufütterung fahren und nicht zu einem Kamelritt. Als wir das herausgefunden hatten, dauerte es ein paar Telefonate und dann hatte sich alles geklärt und ich wurde doch noch von meinem Bus abgeholt (der Guide hatte mich inzwischen im Hotel gesucht und alle gefragt, ob sie Victoria seien - wie mir im Nachhinein berichtet wurde. So hinterlässt man Spuren :):) ) Es war klasse! Den Sonnenuntergang hinter den Ranges vom Rücken eines Kamels (eigentlich eher Drommedar) zu erleben, wie sie einen gemächlich durch die Steppe tragen. 

Am nächsten Morgen lief ich in Richtung Stadt, um unseren Wagen bei der Autovermietung abzuholen. Leider ging das auch nicht so glatt, wie ich mir das gewünscht hätte. Vor zwei Monaten schon hatte ich in Deutschland mein Kreditlimit hochsetzen lassen, damit ich das Auto allein bezahlen können würde. Das hat wohl auch alles geklappt. Trotzdem konnte der volle Betrag für das Auto nun nicht abgebucht werden. Und nun? Im Endeffekt wurde uns das Abgabedatum von 06.11. auf den 30.10. gekürzt und damit auch die Summe. Für die Anzahl der restlichenTage konnten sie das Geld nicht abziehen. Den Rest muss ich telefonisch klären, da wir sonntags losfahren und die Vermietung erst Montag wieder aufmacht. Nur werde ich in Outback wohl keinen Empfang haben^^ Nächstes Mal besser planen oder mindestens eine Notfallkreditkarte dabei haben! Immerhin hab ich das Auto schon bekommen :) Dieses Mal Automatik. Da man hier das Auto mit einem leeren anstatt eines vollen Tanks bekommt, fuhr ich es schnell zum Hostel und parkte es. Nachmittags besichtigte ich die kleine Stadtmitte zu Fuß. Für Autos ist hier kaum Platz, so eng ist es hier. Mein erstes Ziel war der botanische Garten. Auf halber Strecke bemerkte ich, dass ich die Sonnencreme vergessen hatte. Egal, sagte ich mir. Meine Haut ist jetzt dran gewöhnt,  die verkraftet das schon. Aber nein! Ich hatte das Gefühl, zu verbrennen. Schnell flüchtete ich mich in das Cafe des botanischen Gartens. Hier ruhte
 ich mich bei einer kalten Limonade aus. Aber bis die Sonne untergeht kann ich hier wohl nicht sitzen bleiben. Also biss ich in den sauren Apfel, ab in die Sonne. Kurze Zeit später entschloss ich mich dazu, einfach eine andere Touristin zu fragen, ob sie Sonnencreme dabei habe und ob ich vielleicht etwas davon abhaben dürfe. Mein Glück, dass andere an die Sonnencreme denken. Schließlich sprach ich eine Frau an, die grade im Schatten Pause machte. Sie war so lieb :) Sie hatte eine kleine Tube 50 + dabei und meinte, sie habe sie grade erst geöffnet, ich solle sie behalten. Und dann fügte sie noch so etwas hinzu wie wir helle Hauttypen müssen doch zusammenhalten ;-) 

Nachmittags besuchte ich das Museum des Royal Flying Doctor Service. Das war ziemlich interessant. Insgesamt haben sie 63 kleine Flugmaschinen im Einsatz und sind so in Australien stationiert, dass sie 80% des Landes im Notfall innerhalb von 2 Stunden erreichen können. Zum Beispiel werden im Outback 64.000 Menschen auf 800.000 Quadratkilometern bedient. Es gibt so genannte Basen, wo zu regelmäßigen Zeiten ein Zahn-/ Haus- oder Frauenarzt erscheint, welchen die Bewohner alle paar Monate aufsuchen können. Ansonsten wird die Diagnose bei Beschwerden über das Telefon geregelt. 1930 war das noch vergleichsweise schwierig, konnte man sich doch nur über ein Funkradio verständigen. Die Krankenschwestern des Royal Flying Doctor Service müssen viele verschiedene Scheine machen. Sie müssen sich auf der einen Seite das Wissen einer Stewardess aneignen und auf der anderen zusätzlich das Wissen einer Hebamme. Ohne den Royal Flying Doctor Service wäre das Leben im Outback wohl umöglich. Pro Tag fliegen sie in ganz Australien circa 3-12 mal aus, um Leben in ländlichen Gebieten zu retten.  

Am Abend gab es im Hostel ein Barbecue, mein erstes in Australien. Total super! Alle versammelten sich im Innenhof, aßen zusammen und quatschten über dieses und jenes. Ich saß mit drei Deutschen, einer Kanadierin und einem Amerikaner am Tisch. Jeder hatte irgendwas aus seinem Land zu berichten, was wir dann untereinander mit den eigenen Bräuchen verglichen. Wusstet ihr, dass man in Kanada auch "Wanderlust" und "Schadenfreude" sagt? Gut, dass wir Deutschen einfach immer die Wörter zusammenreihen, ohne ein neues zu erfinden, wie etwa auch bei "Handschuh" :) Das deutsche "V" spricht man entweder wie ein "F" oder ein "W" aus, wenn es am Anfang eines Wortes steht. Aber eine wirkliche Regel für die Unterscheidung gibt es dafür nicht. Man muss es wohl oder übel auswendig lernen. Da bin ich echt froh, dass Deutsch meine Muttersprache ist. Über so etwas macht man sich Gedanken, wenn man mit unterschiedlichen Nationen am Tisch sitzt, wie welche Buchstaben ausgesprochen werden :D. Irgendwann wechselte das Thema zu Movies. Die Kanadierin erwähnte, das ihr Lieblingsfilm "Silence of the lambs" sei. Als ich anmerkte, dass ich das "Schweigen der Lämmer" noch nicht gesehen habe, meinte einer der Jungs, er habe den Film im Fernsehraum gesehen. Also ab in den Fernsehraum. Auf VHS! Könnt ihr euch das vorstellen? Haha! :)

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