Montag, 27. Oktober 2014

Outback-Flinders Ranges

Gestern Abend erreichten wir die Flinders Ranges. Einen großen Teil der Strecke war heute Ricarda gefahren. Sie hatte weniger Schwierigkeiten mit den links fahren, als mit der Feinjustierung des Gaspedals hatte :D Auf unserer Uhr war es nun 16 Uhr. Puh! Glück gehabt. Das Visitor Center macht erst um 17 Uhr zu. Als wir ankamen, stürmte der Angestellte uns schon hektisch entgegen und informierte uns darüber, dass er gleich schließen würde. Er drückte uns eine Karte über die Wanderwege und den Campground in die Hand. Morgen früh sollten wir wieder kommen, um die Gebühr für die Übernachtung zu bezahlen. Höh? Ist nicht noch eine Stunde Zeit bis zum Feierabend? Nein! Da haben wir doch tatsächlich nicht mitbekommen, dass die Uhr in South Australia eine Stunde vorgedreht wird. Also leben wir nun achteinhalb Stunden vor Deutschland. Dafür geht die Sonne hier erst um 19:30 Uhr unter, was beim Campen sehr praktisch ist und einem mehr Zeit mit Tageslicht einbringt.

Auf dem Campingplatz stand heute mal wieder Wäsche waschen auf dem Programm. Während die Wäsche sich in der Trommel drehte setzten wir uns auf die Campingstühle neben unserem Auto in unserem Privatgarten mit Blick auf die Hügel der Flinders. Ab und an hoppelten Kängurus oder Häschen vorbei. Von Zeit zu Zeit wackelten sogar Emus gemächlich vorüber. Ständig anwesend waren die Vögel, ein paar von ihnen kamen sogar sehr nah, um nach Nahrung zu betteln. Füttern dürfen wir sie aber nicht, auch keine Kärgurus, steht auf den Plakaten, welche an den Wänden der sanitären Anlagen hängen. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen. Wieder mal schauen wir uns den Sternenhimmel an. Diese Nacht sahen wir zwei Satelliten am Himmel. Ab und zu kann man die Satelliten ein Stück weit auf ihrer Flugbahn am Himmel beobachten, wenn die Sonne genau richtig steht, um diese zu beleuchten.

Am nächsten Morgen schafften David und ich es, rechzeitig genug aufzustehen, um den Sonnenaufgang vom nahegelegenen Hügel aus zu beobachten. David hatte sein Fernglas dabei, dadurch konnten wir viele der hier lebenden Tiere in freier Wildbahn beobachten. Als wir wieder zum Auto kamen, war Ricarda auch wach. Fuhstückszeit :) Auf dem Plan für heute standen 14 Kilometer durch die Flinders Ranges samt Besteigen des circa 1000m hohen St. Mary Peak. Proviant und Wasser einpacken, eben noch schnell im Visitor Center den Betrag für die gestrige und die heutige Nacht begleichen und dann los. Am Anfang des Wegs registrierten wir uns in einem Registerbuch, hinterließen unsere Namen, Telefonnummer, die Uhrzeit, das Datum, welchen Trail wir laufen würden und wann wir in etwa zurück sein würden. Ich nehme an, dass man irgendwann nach uns suchen würde, würden wir uns bis heute Abend nicht zurück gemeldet haben. In diesem Nationalpark las ich das erste Mal "Regenbekleidung" unter dem Punkt: Was Sie mitnehmen sollten. Lächelnd habe ich diesen Hinweis als reinen Vorsorgetipp abgetan. Haha! Aber tatsächlich hat es den ganzen Tag über immer mal wieder genieselt und es war durchgehend bewölkt. Das war überaus angenehm, Wenn man das mit den Temperaturen am Uluru vergleicht. Relativ schnell bemerkten wir, dass auf unserer Wanderung irgendwas nicht stimmte. Wir wussten aber nicht so richtig was... Als wir den St. Mary Peak bestiegen hatten, was nach unseren geplanten 14 Kilometern der Fall war, bemerkten wir, dass wir die Namen zweier Trails unbewusst vertauscht hatten. Um zurück zum Campgroud zu kommen, müssen wir noch weitere 6 Kilometer zurücklegen oder die kompletten 14 Kilometer zurückgehen :( Natürlich entschieden wir uns für das kleinere Übel. Das nennt man wohl kollektives Versagen. Versehentlich hatten wir uns somit die große 20 Kilometer Runde aufgebürgt. Auf den letzten vier Kilometern dachte ich nur noch an ein Magnum Almond aus dem Kühlregal. Ich sah es vor meinen Augen, stellte mir vor, wie die eiskalte Schokolade knacken würde, wenn ich reinbeiße. Motivation pur! Geschafft. Anstatt der angegebenen 9 Stunden benötigten wir nur 6 für den Trail. Nachdem wir in dem Registerbuch angegeben hatten, dass wir heile wieder angekommen waren, gab es im Visitor Center erstmal eine Runde Eis. Das hatten wir uns verdient : )

Abends überraschte uns ein Gewitter, aber dieses Mal ist es nicht am Horizont, sondern befindet sich direkt in unserer Nähe. Also heute Abend kein Abendessen unter freiem Himmel. Wir setzten uns unter die Vordächer mit Sitzbänken des Campingplatzes. Hier aßen wir in Ruhe geschützt vor Regen, Blitz und Donner. Nach dem Essen stellte ich mich an die Waschbecken und spülte unser Geschirr ab. Plötzlich bemerkte ich, wie sich neben mir in der rechten Spüle etwas bewegt. Da schau ich doch mal genauer hin. Ahhhh! Hätte ich das mal besser nicht getan.... Riesenspinne (für meine Vorstellungen). Sie muss sich direkt neben meinem Kopf vom Balken über mir runter in die Spüle abgeseilt haben. Weih Oh Weih! Zum Glück war ich gerade fertig mit dem Abwasch. Das war dann wohl mein erstes Spinnenerlebnis in Australien :S

So, am nächsten Morgen können wir dann auch sagen, dass unser Zelt regen - und wirddicht ist. Nach dem 20 Kilometer Marsch von gestern hatte ich von dem Unwetter in der Nacht aber nicht mehr viel mitbekommen ;-) Diesen Vormittag besichtigten wir die nördlich gelegene Bunyeroo Gorge. Der Weg dorthin führte uns über einen "Scenic Drive". Die Fahrt war wirklich wundervoll und hat sich den Namen Scenic redlich verdient. Wir fühlten uns wie auf einer Safari, erhaschten wir doch immer mal wieder einen Blick auf Emus, vier verschiedene Kängnru-Arten, Adler, Falken, Vögel und Hasen. Bei der Gorge liefen wir einen 8 Kilometer langen Trail durch das Flussbett, wobei wir eine außergewöhnlich große Echse entdeckten. Erst vermutetes wir eine Schlange hinter dem Tier. Auf dem Rückweg über den steinigen, holprigen Scenic Drive hielten wir an einem Lookout, um das Panorama zu genießen und ein paar Fotos zu schießen. Nachdem wir ausgestiegen waren, bemerkten wir ein beunruhigendes Zischen aus Richtung unseres rechten Hinterreifens. Irgendwann musste das ja mal passieren...Reifen platt. 0K, mal schauen was uns das Auto so zu bieten hat. Ersatzreifen ist schon mal da. Sehr gut! Wagenheber? Auch, top! Wie kriegen wir die Reifen runter? Ah, Schraubenschlüssel? Nein :( Wir nahmen das komplette Auto auseinander, fanden aber keinen Schraubenschlüssel oder ähnliches. So kommen wir nicht weit. Während ich vergebens versuchte, mit meinem Handy Empfang zu kriegen, lief Ricarda bis vor zur "Straße", um das nächste Auto nach einem Schraubenschlüssel zu fragen. Aber keiner weiß, wann das nächste kommt. Immerhin handelt es sich um eine unbefestigte Straße irgendwo in einem Nationalpark, nicht um einen selbst im Outback vielbefahrenen Highway. Genau in dem Moment, als Ricarda mit einem Auto um die Ecke kam, winkte David hinter der Kofferraumtür mit einem Schraubenschlüssel in der Hand. Nun brauchten wir eigentlich keine Hilfe mehr, der ältere Herr aus dem anderen Wagen blieb aber freundlicherweise so lange bei uns, bis er sich davon überzeugt hatte, dass wir wieder fahrtüchtig sind. Das war dann genau der richtige Abschluss für unsere Outback-Tour. Glück im Unglück, dass wir alles an Bord hatten, was für einen Reifenwechsel nötig ist und sogar in diesem Moment jemand an unserer Straße entlang fuhr.

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