Mittwoch, 24. Dezember 2014

North Island - Taupo

Als wir nach einer Stunde Fahrt in Taupo ankamen, hatte sich das Wetter ein wenig gemausert. Es regnete nicht mehr, es war nur noch grau. Damit kann man doch schon mal etwas anfangen. Als erstes fuhren wir einen Lookout an, von dem aus wir die Huka Falls sehen konnten. Die Höhe des Wasserfalls ist weniger spektakulär. Es ist eher das kräftige Türkis des Wassers, was einen zum Staunen bringt. Ein paar Fahrminuten weiter gelangen wir zu den Hot Streams. Bikini an, auf ins heiße Wasser. Neben vielen anderen - vorwiegend deutschen - Touristen genossen wir die heißen Quellen.

Am nächsten Morgen um 10:30 Uhr hatten wir unseren Fallschirmsprung gebucht. Eine halbe Stunde vorher soll man dort anrufen, um zu erfahren, ob die Wetterkonditionen einen Sprung zulassen. Da wir beide aber nicht telefonieren können, fuhren wir zur örtlichen i-Site, wo man den Anruf für uns tätigte. Leider war das Wetter nicht sprunggeeignet. Man buchte uns auf 14:00 Uhr, in der Hoffnung, dass der Himmel sich bis dahin aufklärt. Aber so wie es im Moment aussieht, dicke, graue Wolkendecke, kein Fleckchen blau am Himmel, sieht es nicht danach aus. Als es auch noch zu regnen begann, setzten wir uns für die verbleibende Zeit in ein Cafe. Um 13:30 Uhr fuhren wir wieder zur i-Site, damit der Weather condition-Anruf für uns getätigt werden konnte. Draußen wurde der graue Himmel ganz langsam, aber sicher hellblau. Dennoch sagte der Mann am Telefon, das Wetter sei immer noch nicht gut genug zum Springen. Man buchte uns auf 17:40 Uhr. Da das Wetter nun besser wurde, spazierten wir am Lake Taupo entlang, ließen die Sonne auf uns scheinen und staunten über die Klarheit des Sees. Je besser das Wetter wurde, umso aufgeregter wurde ich. Mit jedem Sonnenstrahl mehr und jeder Wolke weniger am Himmel stiegen die Chancen, dass ich heute Abend aus einem Flugzeug springen würde. Gegen 17: 00 Uhr fuhren wir einfach direkt zum Flughafen. Ja! Wir werden springen, das Wetter spielt mit. Man nahm unsere Personalien auf und wog uns. Wir unterschrieben die übliche Verzichtserklärung und nahmen unsere Anzüge, Fliegerbrillen-und  mützen entgegen. Danach wurde uns ein Sicherheitsvideo gezeigt. Während ich da stand und konzentriert auf den Bildschirm schaute, fummelte ein Mitarbeiter an meinen Gurten rum, zerrte sie hier und da etwas enger. Bloß keine Zeit verschwenden. Die Zeit des Filmschauens kann man auch dazu nutzen, die Ausrüstung ordentlich anzubringen^^ Nagut. Also vom Film habe ich nicht sonderlich viel mitbekommen. Aber das wichtigste wohl schon:  Ich darf nicht allein in die Nähe des Flugzeugs, innen drinnen darf ich nichts anfassen und wenns losgeht muss ich die Beine anwinkeln. Irgendwann kam ein Mann schnellen Schrittes auf mich zu, schüttelte meine Hand, sagte er heiße Ian und sei heute mein Tandempartner. Alles klar. Diesem Mann vertraue ich dann jetzt mein Leben an. Er wikt recht routiniert, als habe er das schon 1000 mal gemacht, da muss ich nicht mehr wissen, als dass er Ian heißt. Obwohl er mir auch angeboten hat, dass ich ihn nennen könne wie ich möchte. Aber Ian kann ich mir ganz gut merken, eigentlich ;-) Kurz darauf lernte ich Andy kennen, meinen Kameramann. Die Konversation ging so, er:"Hey, what's your name?", ich: "Hi, I am Victoria", er:"Where are you from?", ich: "I am from Germany", er: "Where did you learn your English?", nach einer kurzen Pause, in der ich verdutzt darüber nachdachte, was diese Frage soll, antwortete ich: "In school...", er: "Oh really? Your english is so good I thought maybe one of your parents is from another country". Dann stieg er schnell ins Flugzeug ein und es war zu laut, um sich weiter zu unterhalten. Ich habe nur meinen Namen gesagt... wie soll man denn nach nur einem Wort bitte beurteilen wie gut oder wie schlecht jemand Englisch spricht? Das ist sicher so eine Touristenmasche hier, damit man sich geschmeichelt fühlt  oder mit einem guten Gefühl ins Flugzeug steigt :D 

Ian, Andy und ich stiegen als letzte ein, was heißt, dass wir auch als erste springen werden. Je höher das Flugzeug flog, desto bezaubernder wurde die Aussicht von dort oben, aber gleichzeitig wurden meine Hände auch schwitziger. Ich konnte nichts dagegen machen. Ich fühlte mich gar nicht so nervös, aber meine Hände sagten was anderes. Stefan, der seitlich hinter mir saß und nach mir springen würde, sah im Gegensatz zu mir sehr entspannt aus. Dann geht es los. Ian zurrt mich ganz fest an seinen Bauch. Merkwürdig, jemanden, den man gar nicht kennt, plötzlich so nah zu sein. Dann überstreckt er meinen Kopf - was gut ist, so kann ich nicht nach unten sehen - Andy hängt schon halb draußen und schießt das Exit-Photo von uns. Dann lässt Ian los. Von 12000 feet über der Erde gehts mit 200 km/h in Richtung Erdboden. 45 Sekunden freier Fall. Andy fliegt die ganze Zeit in unserer Nähe, schießt Fotos und filmt uns. Einmal halte ich seine Hand, damit er Nahaufnahmen machen kann. Verrückt! Einzigartig! Gedankenverloren! Frei! Ich hatte mich gerade an diesen grandiosen Zustand gewöhnt, da fährt ein Ruck durch meinen ganzen Körper. Ian hat den Fallschirm geöffnet. So fühlt sich das also an, wenn man von 200 Km/h runtergebremst wird. Aua! Die Gurte schnüren mir die Adern an den Oberschenkeln zu. Aber egal, das unangenehme Gefühl vergisst man ganz schnell bei dem atemberaubenden Blick auf die Natur Neuseelands. Ian dreht noch ein paar Rechtskurven und ein paar Linkskurven mit mir, dann erreiche ich mit meinen Füßen den Erdboden. Vor dem Sprung dachte ich: Sowas macht man nur einmal im Leben (die Preise sprechen jedenfalls dafür :-P) aber jetzt denke ich, dass wenn irgendwann nochmal der richtige Zeitpunkt und eine schöne Umgebung da ist, ich es nochmal machen werde :D

Auf dem Rückweg von diesem aufregenden Ereignis entdeckten wir einen Lookout auf einem Hügel, von wo aus wir beobachten konnten, wie die Sonne über dem Lake Taupo untergeht. Heute schlafe ich sicher schnell ein. Gute Nacht!

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